Rubber - Quentin Dupieux / Mr. Oizo

Rubber - Robert, der Reifen Ein Film über einen Reifen.
Nein, es handelt sich um keine Dokumentation über dessen Ursprung, sondern der Held dieser französischen "Actionromanze" ist ein Gummi mit Bewusstsein. Robert ist sein Name. Ja, Robert der Reifen, richtig gehört.

Aber es wird noch besser.

Rubber - Quentin Dupieux - Reifen Robert Polizei Dieser erwacht irgendwo in der Pampas, wird sich seiner selbst klar, merkt, dass er ein ziemliches Unikat ist, und das macht ihn sauer. Ziemlich sogar, ob nun leblose Hindernisse oder andere hinderliche Lebewesen, er knallt einfach alles weg, was ihm über den Weg rollt oder diesen versperrt. Denn Robert ist parapsychologisch begabt, was unter anderem zu explodierenden Raben, auseinanderfliegenden Knuddelkaninchen und menschlichen Köpfen führt.

Rubber - Roxane Mesquida - Quentin Dupieux Reichlich, blutig. Aber Robert kann auch lieben, denn als "Sie" (Roxane Mesquida) vorbeifährt, ist es um ihn geschehen. Der grummelig-sensible Roller macht sich auf, die Welt und die Liebe zu entdecken.
Sind Sie noch da? Soweit der Plot des wohl bizarrsten Filmes dieser Dekade.

Mr. Oizo: Lambs Anger - online bestellen Verantwortlich für dieses Spektakel ist Quentin Dupieux aka Mr. Oizo, der gerne filzige gelbe Handpuppen am Plattenteller headbangen lässt. (Anm. d. Red.: Weil es so schön ist, kurz zum Mr. Oizo Flat Beat Video mit Flat Eric von 1999.) Zusammen mit Gaspard Augé ist er ebenfalls für den geschmeidigen Soundtrack verantwortlich, für das richtige Hörvergnügen ist also auch gesorgt.

Mr. Oizo: Rubber OST - online bestellen Kommen wir zur Intention: Warum und weshalb? Rubber ist ein ziemlich süffisantes Stück Kunst, das einem der wichtigsten Elemente der Erzählkunst ein Denkmal setzt: Der Sinnlosigkeit.
Wie uns (den Zuschauern) und den verdutzten Touristen direkt am Anfang des Films vom Agitator des Spektakels erklärt wird, es macht einfach keinen Sinn. Alles. Dies ist das elementare Leitmotiv und Erfolgsrezept, sowohl in der Fiktion und der Realität.

Rubber - Quentin Dupieux - Der griechische Chor und die Tragödie Warum verliebt sich A in B, warum kann man Luft nicht sehen etcetera etcetera. Dem Plot, und übergeordnet dem Leben selbst, hat Dupieux hier auf sehr knarzige, augenzwinkernde Weise ein Denkmal gesetzt. Das ist so sinnlos, dass man Lust hat, ganze Tage und Nächte darüber zu philosophieren.

Ähnlich den Touristen, die schicksalsträchtig wie ein griechischer Chor die Geschichte kommentieren, aber durch ihre Betrachtung der Geschehnisse dem Ganzen erst die Existenzgrundlage geben. Ich sehe, also bin ich.

Rubber - Quentin Dupieux - Woman Robert Reifen Sehr existentialistisch, sehr konstruktivistisch. Sehr passend für das Informationszeitalter. Aber Franzosen haben eben von Natur aus ein Talent dafür, "Kopfsprengendes" sehr niedlich an das Publikum zu bringen.
Der nach Rationalität lechzende Teil in mir fragt polemisch, ob ein Kurzfilm nicht auch gereicht hätte, aber alles in allem ist Rubber ein wunderbares Stück Kunst, dessen liebevolle Absurdität einen Filmgenuss weit jenseits des Mainstreams verspricht und einhält.

Maxi Braun
07.09.2010

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imdb-Info: Rubber

Offizielle Homepage: http://www.rubberfilm.com/