Trickreiche Identitätskrisen- Tricks / Identität

Ziemlich frisch in den Kinos sind zwei völlig verschiedene Filme unterwegs. Bezüglich Genre, Stil und Atmosphäre trennen sie Welten, nur eines haben sie gemeinsam: Wenn jemand das Ende verraten will, legt ihn vorher um!
Nun ist es natürlich etwas kompliziert einen Film zu besprechen, dessen Ende man um keinen Preis verraten darf – vor allen Dingen wenn man es am liebsten im ersten Satz laut rausposaunen will! Aber da Tricks und Identität im Gegensatz zu The Sixth Sense und The Usual Suspects nicht ausschließlich durch ihren unerwarteten Schluss zum spannenden Kinoerlebnis werden, kommt es auf einen Versuch an.

Tricks mit Nicolas Cage, Sam Rockwell - Film, DVD, Video - online bestellen Nicolas Cages Gesicht füllt die gesamte Leinwand aus. Seine Pupillen zucken hastig hin- und her, Schweißtropfen bilden sich auf der in Falten gelegten Stirn und ein Beben kündigt an, dass er gleich hyperventilieren wird. Und alles nur, weil Sam Rockwell seine Schuhe nicht ausgezogen hat!Denn Roy (Cage in Bestform) ist ein nettes Bündel aus Neurosen, das in Panik gerät, sobald eine Tür offensteht oder ein Staubkorn auf den Teppich schwebt. Von diesem Mann würde man kein Auto kaufen. Dafür kaufen ihm viele naive Bürger ganz andere Sachen ab. Mit seinem Partner und Protégé Frank (Rockwell) prellt er brave Leute mit entwaffnender Überzeugungskraft und einem einfachen Trick um Hunderte von Dollar. Doch neben seinem schlechten Gewissen plagt ihn die bange Frage: was ist aus meiner Tochter geworden? Diese hat er nie gesehen, da er sich 15 Jahre zuvor von seiner schwangeren Frau getrennt hat.

Er sucht einen Arzt auf und der pfiffige Freud rät ihm zur Konfrontation. Und im Nu ist in Roys sterilen Leben nichts mehr wie vorher. Die Chemie zwischen Cage und Alyson Lohman, die mit 24 Jahren ohne Anstrengung seine 14-jährige Tochter Angela mimt, fasziniert von Anfang an, und ihr seltsames Vater-Tochter Verhältnis könnte nicht natürlicher sein. Neben ihnen fühlt sich auch der eher im Hintergrund agierende Rockwell in seinem Charakter wohl und alle toben sich mit genüßlicher Spielfreude in den Hochglanzbildern von Ridley Scott aus.

In Eleganz und Finesse sowohl bezüglich der kriminellen Methoden als auch in der Bildersprache muss sich Tricks nicht hinter Catch me if you can verstecken.

Identität mit John Cuasack, Ray Liotta - Film, DVD, Video - online bestellen Während in Tricks bis dahin alles hell und klar durchschaubar ist, hängen die Wolken über dem einzigen Schauplatz von Identität schon zu Beginn ziemlich tief. Es regnet ununterbrochen und 10 wildfremde Menschen finden sich in einem schäbigen Motel wieder, weil... ja, warum eigentlich?
Ob eine Laune des Schicksals, Machenschaften eines verrückten Killers oder schlicht Pech die Ursache ist, das rauszubekommen gilt es in diesem klaustrophobischen Kammerspiel von James Mangold.Während die Figuren auf den ersten Blick wie Stereotypen wirken – der melancholische Ex-Cop (John Cusack), der Noch-Cop (Ray Liotta), der schmierige Hotelier (John Hawkes) und die Nutte aus Vegas (Amanda Peet) – schließt man sie doch schnell als Individuen ins Herz und möchte eigentlich gar nicht sehen, wie sie sinnlos dahingemetzelt werden. Doch Mangold, der Stallone durch Copland jagte und zuletzt Meg Ryan und Hugh Jackman als Kate & Leopold aufeinander los ließ, ist gnadenlos. Blutiges flackert zwar nur in den Blitzen des tobenden Gewitters auf, aber bis Ray Liotta uns endlich mit "Ich schlage vor, wir bleiben alle zusammen und keiner rührt sich vom Fleck" aus der Seele spricht, ist es fast zu spät. Die Ereignisse überschlagen sich und plötzlich sind alle Leichen verschwunden.

Wie man selbst rätselt das sich immer weiter dezimierende Ensemble über Täter und Motiv. Clea DuVall mutmaßt sogar, dass der alte Indianerfriedhof neben dem Motel verantwortlich sein könnte. Wenn sie wüßte, wie weit sie daneben liegt! Ohne ihr furioses Ende, das man – versprochen! - nicht erraten wird, wäre aus Tricks eine charmante Gaunerkomödie mit Herz und Identität ein gelungener Suspense-Thriller geworden. Aber die Herren Drehbuchautoren hatten wohl mehr Spaß daran, mit ihren Zuschauern "Ich sehe was, was du nicht siehst" zu spielen und erfanden so die zwei sehenswertesten Filme dieses Kinoherbstes.

Maxi Braun

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