Jack Grimaldi tanzt mitten in der Nacht mit einer imaginären Partnerin durch seinen Garten um ein Erdloch. Denn dort sind hunderttausende Dollar vergraben und Grimaldi brabbelt in seinen irren One-Man-Walzer, er müsse das "Loch füttern". Zu diesem Zeitpunkt ist sein Schicksal bereits besiegelt.
Grimaldi (Gary Oldman) ist ein korrupter Cop und weil ihm sein Gehalt nicht reicht, verpfeift er Kronzeugen des FBI an einen Mafiaboss und gibt sie somit zum Abschuss frei. Ohne sich selbst je die Hände schmutzig zu machen, kassiert er schicke 60.000 Dollar dafür.
Alles könnte so schön sein, würde er nicht eines Tages den Weg der Killerin Mona Demarkov kreuzen. Sie bietet ihm mehr Geld und vor allen Dingen besseren Sex als Ehefrau und Geliebte (Juliette Lewis), für welchen er jedoch ebensowenig Manns genug ist wie für das Chaos, in das ihn diese Liaison führt.
Der Reiz an Romeo is Bleeding liegt dann auch in der Balance zwischen Grimaldi und der schönen Killerin. Gary Oldman verkörpert den feigen Polizisten nicht so clever und sympathisch-psychotisch wie er es mit Agent Norman Stansfield ein Jahr später in Leon - Der Profi tat. Er lügt und betrügt Ehefrau und Freunde, Geliebte und Kollegen wie ein rückgratloses Wiesel. Komplexbeladen jagt er dem Geld nach, ohne es auszugeben, nur um es zu besitzen.
Lena Olin hingegen ist als Demarkov ein Konterpart, der einfach nicht von dieser Welt stammt. Mit ihrem explodierenden Sexappeal gepaart mit Blutsdurst und einem geisteskranken Humor bewundern wir sie, ohne auf ihrer Seite sein zu können. Wie ein Raubtier, das für sich alleine sorgen kann.
Oldmans Grimaldi tut uns einfach leid, egal ob Lena Olin ihn gewaltsam besteigt oder sie von ihm niedergeschossen wird – unsere Sympathien sind auf seiner Seite, weil er ihr körperlich unterlegen und auch charakterlich schwach ist - wie die meisten Menschen, wie wir selbst.
Grimaldi erzählt uns seine Geschichte selbst, nachdem er alles verloren hat inklusive seiner Identität. Und während er unter neuem Namen in einer Bar im Nirgendwo auf jemanden aus seiner Vergangenheit wartet, sehen wir wieder die Türglocke aus der ersten Einstellung.
Mit Romeo is Bleeding (1993) hat der ungarische Regisseur Peter Medak kein Welten umkrempelndes Meisterwerk geschaffen, sondern eine runde Sache, einen kleinen, feinen Film der dabei ein bisschen wie sein Star Gary Oldman ist. Der nicht zur lebenden Legende, sondern ohne viel Aufsehen zu einem der besten Schauspieler seiner Generation geworden ist.
Einziger Wehrmutstropfen ist, dass Grimaldi überlebt, denn keiner stirbt so schön wie Gary Oldman!
Maxi Braun
