Muxmäuschenstill - Soziopathen küssen besser

Wer sich Muxmäuschenstill ansieht, sollte nicht zwangsläufig einen sozialkritischen Film mit einem selbstlosen Helden erwarten, dem man begeistert applaudiert, um danach selbst ein besserer Mensch zu werden. Wirklich nicht.

Muxmäuschenstill - Film, DVD, Video - online bestellen Mux' Mission ist es, das soziale Bewusstsein in seiner Stadt Berlin und in uns Zuschauern wachzurütteln. Das ist nicht nur für die von Mux gemaßregelten Exhibitionisten und Kaufhausdiebe anstrengend bis unangenehm, sondern zunächst auch für uns. Denn Mr.Mux ist alles andere als ein Robin Hood der Ordnungswidrigkeiten. Herr Mux ist erstmal Jan Hendrick Stahlberg und die ersten 15 Minuten ist man damit beschäftigt zu entscheiden, ob man ihn denn nun mag, den Mux, der glatt als der kleine, viel weniger sympathische Bruder von Günther Jauch durchgehen könnte.

Der Weg in die Gedankenwelt des Protagonisten ist und bleibt beschwerlich und erschließt sich nur langsam. Humorlos hält er im semi-dokumentarischen Stil seine Aktionen fest, schreibt nebenbei an seinem "Manifest", das die Welt verändern soll und erinnert dabei stark an Christoph Maria Herbst in der Rolle des Superbürokraten Stromberg. Mit steigender Radikalität von Mux wächst paradoxerweise jedoch auch das Verständnis für ihn.

Mux' Leben ist die Arbeit und diese besteht in der Verfolgung und Erziehung von Graffitisprayern und Auf-den-Bürgersteig-Spuckern zu Beginn, über Kaufhausdiebe bis hin zu Pädophilen.
Da es in Berlin mehr Kriminalität als Selbstjustizler gibt, stellt er den arbeitslosen Gerd (Fritz Roth) ein, weil der den schlechtesten Lebenslauf hat und Mux außerdem an seinen verstorbenen Hund erinnert. Mangelnde Loyalität kann man Käsekuchenfan Gerd auch bis zum bitteren Ende nicht vorwerfen.

Muxmäuschenstill entwickelt im folgenden einen Sog, dem man sich wie der Darstellung von Jan Hendrick Stahlberg, der übrigens auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, nicht entziehen kann. So kopfschüttelnd-skeptisch man seinen Methoden auch am Anfang gegenüber gestanden haben mag - die Liebesgeschichte zu der lebensfrohen Kellnerin Kira (Wanda Perdelwitz), die darauf aufmerksam macht, dass Mux wohl ein Einzelgänger, jedoch kein durch Einsamkeit zum Moralapostel mutierter Soziopath ist, hilft uns, ihn als Mann mit Vision zu akzeptieren. Als jemanden, der seine Utopie von einer besseren Welt nicht bloß träumen, sondern mit hochgekrempelten Ärmeln selbst zurecht kneten will. Wenn nötig mit Gewalt.

Ins Herz schließen wird ihn niemand so ganz, dafür ist er zu verbissen, zu spießig, zu pedantisch und altmodisch in seinen Ansichten. Aber gerade wenn wir glauben ihn zu verstehen, macht uns Regisseur Marcus Mittermeier bewusst, dass auch Mux nicht über den Dingen steht. Erst dadurch, dass er doch noch zum Soziopathen geworden ist, wirkt er für uns letzten Endes zutiefst menschlich.

Maxi Braun

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