Wenn man sich länger mit Filmen beschäftigt, treten häufiger Fragen auf wie: "Warum werden Problemfilme mit Happy-Endings bestraft?" oder "Warum darf Uwe Boll in Kanada große Budgets für schlechte Videospielverfilmungen ausgeben?". Nun zumindest was zweitere Frage angeht, kann ich Zweiflern ein Filmerlebnis anbieten:
Heart of America
Ein Titel, wie er angesichts des Themas kaum zynischer sein kann: es geht um Highschool-Amokläufe in Amerika. Die ersten beiden Filme, die ich von Uwe Boll gesehen habe, waren Alone in the Dark und House Of The Dead - beides waren selbst für Genrestreifen keine übermäßig gelungenen Filme.
Aber Heart of America lässt einen verstehen, warum Uwe Boll überhaupt so viele Gelder erhält, um Filme zu drehen, denn dieser Film zieht einen gleich in den ersten Minuten in seinem Bann. In einer Mischung aus Rückblenden und realzeitlicher Handlung erzählt Boll die Geschichte mehrerer Highschool-Kids am letzten Schultag, wobei sich das meiste um zwei Jungs dreht, die ihre gesamte Schulzeit über als Außenseiter und Sandsäcke für die cooleren Gruppen an ihrer Schule herhalten mussten.
Da die Handlung an sich ziemlich beschränkt ist, konzentriert sich der Film darauf, die Charaktere der Protagonisten möglichst knapp aber eindeutig auf den Punkt zu bringen. Trotz der recht kurzen Laufzeit von 87 Minuten gelingt dieses Unterfangen, und wer meint, ausschließlich Klischees zu erhalten, der wird enttäuscht. Dass die Charaktere eine Tiefe erhalten, die sich mit 190 Minuten Epen messen kann, darf jedoch nicht erwartet werden.
Heart of America schafft es außerdem, einige Wendungen im Verlauf zu präsentieren, so dass am Ende sogar noch ein-zwei Überraschungen auf Enthüllung warten. Der Film ist um einiges fesselnder als ich gedacht habe, zumal ich ehrlich gesagt von einem Drama aus Uwe Bolls Feder nicht gerade viel erwartet habe. Aber er zeigt, dass er es kann: Filme drehen, mein' ich, und vielleicht kann man ja sogar hoffen, dass seine nächsten Filme (wie das 60-Millionen-Dollar-Project In the Name of the King (2007), Far Cry (2008)) wieder einiges von der Qualität bereitstellen, die Heart of America zeigt - auch wenn es Unterhaltungsfilme sind, was man von diesem nun wahrlich nicht behaupten kann.
Bricktop
Heart of America
Kanada / Deutschland (2003)
Regie: Uwe Boll - wikipedia Info
Darsteller: Jürgen Prochnow, Michael Paré, Will Sanderson, Patrick Muldoon u.w.
imdb Info
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