In der Retrospektive erzählt Geschichtslehrer Pedersen (Kristoffer Joner, der aussieht wie die skandinavische Variante von Kevin Bacon) seinen gelangweilten Pennälern von einer Zeit, als sein Mittelscheitel bedenklich verrutschte, der Kalte Krieg noch ein heißes Eisen war und die kommunistische Weltrevolution für alle Revoluzzer zum Greifen nah schien. Mitten im Leben, verheiratet und gut situiert gerät Pedersen durch einen charismatischen Schüler im Norwegen der 1970er Jahre in die kommunistische Bewegung AKP. Zunächst scheint er nur zaghaft aus dem zu eng gewordenen Korsett der Bourgeoisie fliehen zu wollen, doch als Nina (Ane Dahl Torp) auf der Bildfläche erscheint, entflammt sein Herz im glutroten Flagenmeer und für die kühle Blondine.
Sequenzen wie die erste Begegnung zwischen Pedersen und Nina, in denen wir Teil an Pedersens Tagträumen haben, bilden nicht nur Höhepunkte in dessen Leben, sondern auch in dieser zutiefst lakonischen Komödie.
Pedersens blinde Verliebtheit verträgt sich nur kurz mit den politischen Überzeugungen Ninas. Als Einziger verweigert Pedersen, seinen bürgerlichen Job hinzuschmeißen und sich in einer Fabrik mit den Arbeitern zu solidarisieren. Und bald ist er nicht mehr Geliebter, sondern bloß noch Genosse. Die anderen merken bald, dass sich Intellektualität und politische Visionen schlecht mit Kantinengesprächen über die neusten Affären im norwegischen Königshauses vertragen, denn schon die russischen Narodniki mussten schmerzlich erfahren, dass die Bauern vielleicht gar nicht so dringend gerettet werden wollten.
Bevor die Intellgenzia um Nina und Pedersen herum mit Heugabeln verjagt wird, zerfällt die Partei und letztlich bleibt allein Nina ihren Visionen von der schönen, besseren Welt nach Marx und Engels treu.
Studienrat Pedersen bietet neben dem herrlich skandinavischem Humor, mit dem die ungewöhnliche Liebesgeschichte erzählt ist, ein interessantes Erklärungsmuster für die Verführbarkeit des Einzelnen. Allein Ninas Präsens und ihr stures Festhalten an unerfüllbaren Idealen treiben Pedersen dazu, sich gänzlich ihr und einer Ideologie zu verschreiben, die allein ihn nie gänzlich zu überzeugen vermochte. Und wer weiß, ob nicht so mancher politischer Irrläufer nur wegen einer hübschen Frau Schulter an Schulter mit Joschka Fischer anno 1968 Steine geworfen hat, um diese zu beeindrucken?
Maxi Braun
Gymnaslaerer Pederson / Genosse Studienrat
(2006)
Norwegen
Regie: Hans Petter Moland
Website: -
imdb Info: Gymnaslaerer Pedersen
