Kontakt - Sergej Stanojkovski

Eine sachliche Romanze

Nach dem schwermütigen und kritischen Littoral im vergangenen Jahr eröffnete in diesem Jahr ein Liebesfilm das diesjährige Festival. Doch es wäre nicht Mannheim-Heidelberg, wenn man die Zuschauer mit einer gewöhnlichen Romanze zu ködern suchte.

Kontakt von Sergej Stanojkovski - Film, DVD, Video - online bestellen In Skopje bringt Sergej Stanojkovski den ruppigen, wortkargen Jango und die psychisch wie physisch zerbrechliche Zana zusammen. Besser gesagt tut dies Jankos Halbbruder Novak, der Janko hinter schwedischen Gardinen hervor holt, weil selbst dort niemand mehr den muffeligen Brummbär ertragen kann. Es trifft sich gut, dass der uneinsichtige Knastburder eine Beschäftigung und Zana, Novaks Schwägerin, einen Babysitter benötigt.

Wie die Vermählung eines Elefanten und einer Taube wirkt diese Union gegen Jankos Willen, bis ihm Novak Geld für ein bisschen Zuwendung verspricht und Zana mit einem Mal seine ganze Aufmerksamkeit erhält. Unter Jankos unverwüstlicher Hornhaut verstecken sich natürlich ganz andere Gefühle für die allmählich ihre Ängste überwindende Zana.

Nikola Kojo und Labina Mitevska geben in der Tat ein hübsch-chaotisches Paar ab und wirken in ihren beiden Extremen wie lebensechte Unikate. Auch an Gefühl und den üblichen Hindernissen, die es zu überwinden gilt, bevor es zum Happy-End kommen kann, mangelt es dem Drehbuch, welches Stanojkovski gemeinsam mit "Weiße Katze, schwarzer Kater"-Autor Gordan Mihic schrieb, mitnichten.

Was also stimmt nicht mit Kontakt?

Kontakt von Sergej Stanojkovski Zunächst einmal ist die Story von Janko und Zana bei genauerem Hinsehen eine Liebesgeschichte wie viele andere. Die bekannte Formel "Junge trifft Mädchen" wird durch die Radikalität der Figuren - die des Knackis und des labilen Mädchens von Nebenan - zwar verschärft, ruft jedoch durch das pathetische Ende Erinnerungen an etlichen Vorgänger wach. Auch die Kulisse Mazedoniens vermag nicht wirklich exotischen Charme zu versprühen, irgendwie könnte Kontakt auch um die Ecke in Essen-Kray spielen.

Das größte Manko des Films ist aber, dass die sich entwickelnde Zuneigung zwischen Janko und Zana nicht nachvollziehbar ist. Warum sich die Beziehung plötzlich wandelt und Janko in der zarten Zana plötzlich nicht mehr nur den Geldesel, sondern die Liebe seines Lebens sieht, bleibt unklar. Diese besonderen Momente, diese Augenblicke, in denen die Zeit stillzustehen scheint und wir in den Augen eines anderen unser ganzes Leben voraussehen können, bleibt uns Stanojkovski bis zum Schluss schuldig.

Magie vermissen wir in Kontakt vergeblich, die ganze Beziehung wirkt sachlich, als würde es für Janko stets ein Geschäft und nichts anderes bleiben. Selbst die Gefühle der emotionalen Zana erscheinen eher, als wäre Janko zwar der erste Mensch, der ihr freundlich begegnet und sie aus ihrer Isolation locken kann, jedoch nicht der Einzige.

Wir alle wissen, dass die Liebe nicht zu verstehen ist und Beziehungen von Außenstehenden selten nachvollzogen werden können. Gelingt es dem Regisseur nicht, diese etlichen Kleinigkeiten, die in ihrer Summe ein Ganzes ergeben, zu veranschaulichen, muss das Publikum ebenso gleichgültig bleiben wie das vermeintliche Liebespaar.

Wäre Kontakt nicht als Eröffnungsfilm gewählt worden, vielleicht würde man aufgrund der frischen Gesichter von Nikola Kojo und Labina Matevska ein Auge zudrücken und sich der Kurzweil hingeben. Der Kontakt mit dem Zuschauer kommt jedoch nicht zustande und es bleibt der leere Raum zwischen den Protagonisten bestehen, der ihn mit seltsamer Teilnahmslosigkeit und dem bitteren Beigeschmack der Realität zurücklässt.

Maxi Braun

Kontakt (2005)
Deutschland/Mazedonien
Regie: Sergej Stanojkovski
Website von Stanojkovski: www.sergejstanojkovski.com
imdb Info: Kontakt