Charlie's Angels vs. Matrix Reloaded

Seit Mai tobt der Auserwählte Neo nun frisch aufgetankt wieder durch die Matrix, während seit gestern die Racheengel der wilden Siebziger über die Leinwände Deutschlands tänzeln. Über Sinn und Unsinn zweier gänzlich verschiedener Sequels.

3 Engel für Charlie - Video, DVD online bestellen Ladies first. Vor drei Jahren gab es einen durchgedrehten Videoclip eines gewissen McG zu bestaunen. Sowohl mit weiblichen Waffen als auch mit weniger scharfer Munition ballerten sich Cameron Diaz, Lucy Liu und Drew Barrymore an die Spitze der Charts.

Mit überdrehtem Humor, Martial-Arts und immer top gestylt tänzelten sie wie Lara Croft auf Ecstasy durch eine quitschbunte Welt um die Schurken dieser Welt flach zu legen.
Spiderman go home!

Jetzt sind sie wieder da und mit ihnen gleich drei! verschiedene Bösewichte. Was die Damen leisten, erinnert einen leider oftmals eher an ein Computerspiel als an echte Action-Heroinen.
Bosley ist ein anderer (Bill Murray hatte verlauten lassen, sich nie wieder mit Lucy Liu in ein und dem selben Raum aufhalten zu wollen) und die drei! verschiedenen Bösewichte laufen etwas unterentwickelt und orientierungslos durch ein etwas unausgegorenes Script.

Eric Knox, heimtückischer und ambivalenter Widersacher aus dem ersten Abenteuer, wird sich im Grabe umdrehen. Dabei hätte man Demi Moore für ihr medusamäßiges, erbarmungloses Comeback ruhig ein bisschen mehr Raum gegönnt. Auch Justin Theroux bleibt eher blass, die Motivation von beiden ist schwammig und Schizophrenie wäre ein weitaus plausibleres Motiv gewesen, als das, was uns die Autoren bieten. Wenn es auch um ein Popcorn-Movie der Superlative geht, hätte ein bisschen mehr Hirn der Sache gut getan.

Zugegeben, die Ästhetik ist perfekt bis ins letzte Detail, die Schnitte rasant. Aber so richtig pfiffig und temporeich wie der Trailer versprach, ist Drei Engel für Charlie - Volle Power nicht geworden. Ein PC-Game hätte es auch getan.

Matrix - Video, DVD online bestellen Womit wir auch schon mitten in der Matrix wären. Mit ungleich mehr Spannung ist im Mai die Fortsetzung von Neos Kampf gegen die Maschinen erwartet worden.

Reeves Mutation vom Stubenhocker Anderson zum digitalen Weltenbummler Neo war spannend bis zum Schluss. Die Kampfszenen revolutionierten das Actiongenre und setzten neue Maßstäbe. Der philosophische Aha-Effekt der Matrix an sich vollendete das Erstaunen. Sowohl dem Publikum als auch den Wachowskis musste klar sein, dass dieser Überraschungseffekt nicht wiederholbar ist.

In Matrix Reloaded nun ist Keanu die personifizierte Coolness und Kampfmaschine in Dualunion. Man lernt Zion, die letzte Bastion der Menschheit kennen und erfährt, wie anno Apokalypse Feste nah am Erdkern gefeiert werden. Spätestens wenn sich Neo fünf Minuten mit sich ständig reproduzierenden Smith-Klonen prügelt, wird das Motto klar: Höher, weiter, schneller.

Wenn die Wachowskis bloß dabei geblieben wären. Denn zwischendurch fällt ihnen immer mal wieder ein, dass da ja noch was war... ach ja, eine Story! Also wird in den wenigen Verschnaufpausen gequatscht, was das Zeug hält. Für diejenigen, die Matrix wegen der philosophischen Untertöne liebten, ist es ärgerlich, da nicht viel dabei rumkommt. Sicher, ein bisschen erfährt man schon. Aber es ergibt sich nicht mehr von selbst, sondern wirkt gezwungen, wie Effektehascherrei.

Matrix Reloaded - Video, DVD online bestellen Im wahrsten Sinne des Wortes ist die Gigantomanie trotzdem bahnbrechend. Trinitys Geisterfahrt in den Gegenverkehr kickt einem das Adrenalin bis ins Stammhirn. Aber was nutzt es letztendlich eine ganze Autobahn zu bauen, wenn man weiß, das heute mit Hilfe digitaler Magie alles möglich ist.

Niobe (Will Smith-Gattin Jada Pinkett) und Persephone (Monica Bellucci) sind interessante Bereicherungen und die Herkunft des Orakels erklärt einiges. Nur tapsen alle dieser Figuren wie in einer Art Cameo am Rand des Geschehens herum. Im dritten Teil werden die Wachowskis uns schon ein bisschen mehr geben müssen als diese Köder.

Doch Kritik hin oder her - die meisten werden sich auch den dritten Teil der Saga ansehen, mich eingeschlossen. Denn Neugier ist neben der in Matrix viel zititerten Hoffnung eine zutiefst menschliche Macke.

Da erträgt man geduldig, wie Neo schamlos Supermans Flugstil kopiert, wie Sitzungen des Senats in Zion in übelster Weise an Star Wars erinnern oder wenn er und Trinity ungewollt eine Parodie auf Vivien Leigh und Clark Gable hinlegen, die einen an frische Kreide auf Schultafel denken lässt.

Wer Matrix gesehen hat, wird auch um Reloaded und das im Herbst folgende Prequel nicht herumkommen, was die Crux des Films zufällig auf den Punkt bringt: Haben wir wirklich einen freien Willen oder sind wir, das Publikum, nur die Marionetten von Joel Silver und Konsorten?

Eine Antwort habe ich auch nicht parat, aber wer sagt, dass man als willenloser Zombie keinen Spaß haben kann? Und den machen beide Fortsetzungen auf jeden Fall! ;)

Maxi Braun