Kill Bill - Tarantinos neuer Killer oder Quentin liebt Uma!

Ich habe wirklich versucht, objektiv zu sein. Ich habe nicht sofort nach der Vorstellung die Kritik im Eifer des Gefechts in die Tastatur gehämmert, sondern eine Nacht darüber geschlafen und Abstand gewonnen. Ich habe es wirklich versucht, aber die Euphorie ist noch da: Kill Bill ist ein Geniestreich!

Kill Bill - Video, DVD online bestellen Sechs Jahre hat uns Quentin schmoren lassen, Gerüchte über eine angebliche Schreibblockade oder sein Kreativitätstief unkommentiert gelassen und sogar noch ein Jahr länger gewartet, weil seine Wunsch-Aktrice schwanger wurde. Und das war gut so, denn Kill Bill ist Uma Thurmans Film.

Von der ersten Sekunde an verbeißt sie sich in die Leinwand wie ein Rottweiler mit Rinderwahn und hat es nicht mal nötig, sich das Blut von den Hauern zu wischen.

Uma ist erbarmungslos und versprüht soviel Sexappeal wie ihre Opfer Blutfontänen – egal ob sie regungslos im Koma dämmert oder noch ausdrucksloser Extremitäten abtrennt.

Dafür braucht sie keine Entschuldigungen, keine Erklärungen, nur ein Motiv: Rache. Gnadenlos metzelt sie sich ihren Weg zur Genugtuung frei und ist als Rachegöttin dabei so unmissverständlich, dass man einfach nur bewundernd nickt und sagt: Recht hat sie!

Sie glänzt in jeder der perfekt choreographierten Kampfszenen und wer Uma als koksende Schniefnase in Pulp Fiction mochte, wird sie in Kill Bill anbeten. Tarantinos Liebeserklärung an die kühle Blonde.

Daryl Hannah als grobzügige Giftmischerin macht Lust auf mehr im zweiten Teil und wer Lucy Liu alias O-Ren Ishii auf der Straße begegnet, wird panisch schreiend die Flucht ergreifen.

Über allem wacht Tarantino selbst als Meister dieses Kamikaze-Ballets. Gekonnt mischt er asiatische Kampfkunst, Manga-Elemente und absurden Humor zusammen und ist wie ein in sich ruhender Buddah über jeden Zweifel erhaben.

Jede einzelne Szene ist ein ästhetischer Genuss in Vollendung, nirgendwo ist Blut so leuchtend rot wie auf Umas blasser Haut.

An Originalschauplätzen, davon unter anderem drei Monate in Japan gedreht, amerikanisiert Tarantino seine Lieblingsfilme aus dem Martial-Arts Genre, ohne ihnen Herkunft und Kampflust zu rauben. Schwor er anno 1996 als Schwarzer in einem käseweißen Körper gefangen zu sein, hämmert in diesem Jahr ein Asiate im Innern gegen seine Herzwände um Auslass.

Kill Bill Soundtrack, Quentin Tarantino - CD online bestellen Wieder ist die Musik so liebevoll ausgesucht, dass jeder Darsteller vor Coolness nur so strotzt. Und damit meine ich nicht den lackierten und lauwarmen Charme, den die Womanizer aus Ocean's Eleven versprühen. Liu, Hanna und natürlich Thurman sind so cool, dass sie George Clooney ohne mit der Wimper zu zucken den hübschen Kopf abschlagen würden.

Tarantino hat wieder etwas ganz neues geschaffen ohne sich selbst untreu zu werden. Neben einiger cinematographischer Spielereien wie z.B. einer Kugel, deren Weg man im Inneren des Revolverlaufs verfolgt, wirken Stunts und Kampfsequenzen echt und nicht wie auf der virtuellen Spielwiese eines Hackers zusammengebastelt.

Kill Bill ist wie sein Star Uma Thurman: ehrlich, ungeschminkt und gnadenlos.

Maxi Braun

the Quentin Tarantino Archives
spiegel.de: Interview mit Quentin Tarantino
BBCi FILMS: Interview mit Uma Thurman (englisch)

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