Drag me to hell - Sam Raimi

Die bezaubernde und integre Christine (Alison Lohman) führt ein angenehmes Leben in Los Angeles. Sichere Stellung im Finanzgeschäft, ein einfühlsamer Freund (Justin Long), ein eigenes kleines Haus und eine niedliche Miezekatze als Haustier. Mehr kann man sich als urbaner 20something wohl kaum wünschen.

Wäre doch nur nicht die Aussicht auf eine Beförderung so greifbar nah, der neue Kollege nicht so intrigant und würde ihr Chef nicht mehr Durchsetzungsvermögen verlangen. Dieses beweist Christine schweren Herzens an der gebrechlichen Sylvia Granush (Lorna Raver), deren Kreditverlängerung sie kündigt, was die arme Alte unweigerlich obdachlos machen wird.

Drag Me to Hell - Sam Raimi - Film, DVD, Video online bestellen Da mit stolzen Zigeunerfrauen aber nicht zu spaßen ist, lauert ihr diese im Parkhaus auf und es folgt eine der beeindruckendsten Kampfszenen der Filmgeschichte (nochmals, zum auf der Zunge zergehen lassen: adrette Bankerin gegen Zigeuneromi mit Glasauge und falschem Gebiss). Diese Auseinandersetzung endet für Christine mit mehr als einem blauen Auge, denn nach einer wahren (Ver-)Fluchkaskade der alten Frau hat sie genau drei Tage Zeit, bevor der beschworene Dämon Lamia ihre unsterbliche Seele in die Hölle ziehen wird.

Die Finanzkrise stellt für sie als Angestellte der Kapitalbranche nun das kleinere Übel dar, da der feurige Abgrund lodernd vor ihr aufragt und der schwarze Seelenfänger langsam, aber erbarmungslos seine düsteren Klauen nach ihr ausstreckt.

Regisseur Sam Raimi (Tanz der Teufel, Spiderman) kehrt mit Drag me to Hell zu seinen Wurzeln zurück. Nach seinem geglückten Ausflug in die Welt des Hollywood-Blockbuster-Kinos zeigt er dem geneigten Zuschauer, daß er mit diesem kleinen, aber feinen Film immer noch ein Maestro der burlesken Horrormödie ist. Mit (für Hollywood-Verhältnisse) begrenzten Mitteln und einem soliden Schauspieler-Ensemble beweist Raimi, daß gute Unterhaltung nicht vom Filmbudget abhängig ist.
Allen voran Alison Lohman, die wahrlich den Teufel im Nacken sitzen hat bis zu der großartigen Lorna Raver als vermaledeite Hexe, die sich selbst die Gebrüder Grimm nicht besser hätten ausdenken können.

Drag me to Hell ähnelt der Brause, die man als Kind am liebsten mochte. Sie ist bunt, prickelt und zischt geschmacksintensiv im Mund und lässt einen mit leuchtenden Augen zurück. Man kann sich im Kinosessel kaum entscheiden, ob man vor Lachen laut johlen oder gleichzeitig vor Schreck schrill quieken möchte. Drag me to Hell ist vom packenden Anfang bis zum überraschenden Finale durchgängig temporeich und voller Wendungen.

Wahrlich neue Elemente findet man im Plot nicht, aber wie Sam Raimi seiner Heldin, einer Flipperkugel gleich, nachtragende zauberkundige Vetteln, dusselige Medien, zickige Schwiegermütter, schelmische Besessene und natürlich einen gnadenlosen Dämon um den Kopf ballert, ist absolut köstlich. Gerade in Angesicht der sich doch selbst zu ernst nehmenden Gorno-Horrorfilme a la "Saw Teil 26", die außer ekligen Folterszenen eigentlich nichts zu bieten haben, eine wahrhaft frische und notwendige Brise im Horror-Genre.

Der Schock-Faktor kommt trotz des Auslassens blutiger Schlachtplatten nicht zu kurz. Der Regisseur weiß gekonnt die Kamera und Musik für sich einzusetzen, selbst Horrorveteranen werden dadurch eiskalt erwischt werden. Auch die obligatorische Augapfel-Flugszene darf als eine von vielen Referenzen an Raimis Tanz der Teufel von vor knapp 25 Jahren nicht fehlen.

Drag me to Hell ist eine furios-verhexte Hokuspokus-Achterbahnfahrt in den Schlund der Hölle und wieder zurück. Vielen Dank Herr Raimi für einen wunderbar unterhaltenden Kinoabend!

Angelos Botsaris

· official Website: www.dragmetohell.net

· amazon.de: Drag me to hell