En la Cama (Im Bett) von Matias Bize

Keine schnelle Nummer ohne Nachspiel

Immer mal wieder gibt es diese Filme, die so ungekünzelt und natürlich daherkommen, dass ihre Protagonisten wirken, als würden sie in der nächsten Sekunde von der Leinwand zu uns herabsteigen.

En la Cama (Im Bett) von Matias Bize - Film, DVD, Video - online bestellen En la Cama ist einer davon und für film-sprache.de der ungekrönte Sieger des diesjährigen Festivals Mannheim-Heidelberg.

Ein Bett, eine Nacht, einen Mann und eine Frau - mehr braucht Matias Bize nicht, um das gammeligste Hotelzimmer in den interessantesten Ort auf Erden zu verwandeln.
Dort kommen zwei Unbekannte zusammen, die sich zuvor auf einer Party gesehen und in stummer Übereinkunft beschlossen haben: Mit ihm beziehungsweise ihr werde ich heute nach Hause gehen.

So beginnt En la Cama im titelgebenden Bett mit dem wohl schönsten, erotischsten und authentischsten Liebesakt, der je das Licht der Leinwand erblicken durfte - und dies ist nur der Erste von vielen. Wer platten Voyeurismus erwartet, sollte sich jedoch lieber mit dem Feldstecher im Park verstecken.

En La Cama / Im Bett von Matias Bize Bize breitet auf diesem engen Raum nämlich kammerspielartig eine ganze Beziehung in nur 85 Minuten wie ein strahlend weißes Laken aus, auf dem sich der Sex von Bruno und Daniela fast in Liebe zu verwandeln scheint. In dieser einen Nacht, in der auch Aschenputtels Kürbis eine Kutsche ist und weiße Mäuse zu prächtigen Schimmeln werden.

Beide in festen Beziehungen, lernen sich Daniela und Bruno erst bei der Zigarette danach näher kennen. Die ganze Magie, Wucht und Leidenschaft, die so selten einer ersten Begegnung zweier Menschen innewohnt und noch viel seltener die erste und häufig einzige Nacht überdauert, knistert zwischen der großartigen Blanca Lewin und Gonzalo Valenzuela während des gesamten Films hindurch.

Im Gegensatz zu Bizes Erstling Sabado - Das Hochzeitsvideo, welcher 2004 den Rainer-Werner-Fassbinder-Preis für den innovativsten Film erhielt, gönnt sich Bize dabei auch hier und da einen Schnitt sowie durchdachte Einstellungen. Sperenzchen erlaubt er sich jedoch nicht. Wo andere mit gewagten Kamerafahrten, unmöglichen Winkeln und rasanten Schnitten imponieren wollen, wagt Bize das Experiment im Kopf seiner Zuschauer, die sich wie die Figuren vor dem nächsten Morgen fürchten, der alles beendet. Oder etwa nicht?

Ein paar inhaltliche Überraschungen hält Bize dann doch für uns bereit, aber das wirkliche Abenteuer ist die spontane Sympathie, die Vertrautheit, die sich im Verlauf des Films zwischen den Figuren entspinnt. Bize weiß dies perfekt festzuhalten, indem er uns erinnert, wie sich auch die banalsten Gespräche und Tätigkeiten in das großartigste Abenteuer verwandeln können, wenn ein anderer Mensch uns zu verzaubern vermag.

Maxi Braun

En la Cama (Im Bett) (2005)
Chile
Regie: Matias Bize
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imdb Info: En la Cama (Im Bett)