Das Interesse an Spielbergs Neuauflage von Krieg der Welten (War of the Worlds) ist in der fünften Woche nicht mehr sonderlich groß - neben meiner Schwester, ihrem Mann und mir verirrten sich gestern abend noch etwa weitere 10 Personen ins kleine Kino 5 des hiesigen Maxx. Nun gut, es war die Spätvorstellung um 23:15 und bei einem kurzen Blick in zwei andere Säle wurde die Krise der Kinos wieder bewußt, denn die Filme waren noch schlechter gefragt.
Eigentlich hatte meine Begleitung Mr. & Mrs. Smith ins Auge gefasst, aber dann wäre ich nicht mitgekommen. Mit dem Hinweis auf nur FSK 12 ließ sich meine Schwester breitschlagen. Wie Spielberg dieses Rating hinbekommen hat, ist allerdings unverständlich. Es fließt - zunächst - zwar kein Blut, denn die Menschen werden gleich zu Staub pulverisiert, wenn die Strahlenkanonen nach etwa einer Viertel Stunde Film beginnen zu schießen - das Hauptthema ist aber offensichtlich schiere Gewalt und Tod, vielmehr die totale Ausrottung der Menschheit.
Die außerirdische Macht läßt sich dabei auf keinerlei Diskussionen ein, es gibt keine Verhandlungen oder Kompromisse. Lange Zeit weiß man nicht einmal, ob die todbringenden Maschinen überhaupt von einer fremden Rasse gesteuert werden - zumindest wenn man die Novelle von H.G. Wells oder die über 50 Jahre zurück liegende Erstverfilmung von Byron Haskin noch nicht kennt.
Daß die nur noch auf Flucht bedachten Erdbewohner bei der gnadenlosen Zerstörung völlig unterlegen sind, wird von Spielberg noch verstärkt, indem er zu meiner Enttäuschung kaum zeigt, wie das Militär zumindest versucht, zurückzuschlagen. Wer so etwas erwartet, ist m.E. tatsächlich mit Independence Day von Roland Emmerich besser bedient, der mit seinem Blockbuster ein stärkeres Gespür für das Verlangen des Gros der Film-Konsumenten bewies - was immer das heißen mag.
Immerhin hat der menschliche Wahnsinn in den vergangenen Jahrzehnten durchaus ein stattliches Arsenal an furchtbaren Waffen entwickeln können, von dem in Krieg der Welten so gut wie nichts zu sehen ist. Möglicherweise war dieser zwischenzeitliche "Fortschritt" ein Problem bei der Umsetzung des weit zurückliegenden Originals in die Neuzeit. In der will der Film ganz eindeutig spielen, zeigt aber nur ein paar Panzer und Soldaten.
Stattdessen legt Steven Spielberg wert auf depressive Stimmung, die Aussichtslosigkeit bei dieser Invasion, das Gewaltpotenzial der Menschen untereinander und viel zu viel auf die willkürlich gewählte Darstellung eines in Scheidung lebenden amerikanischen Vaters (Tom Cruise) und seinen beiden Kindern als Beobachter des Ganzen, deren Entfremdung einen als Special Effects-Junkie doch überhaupt nicht interessiert!
Tom Cruise ist in diesem Film zudem schwach, wofür er nichts kann, dennoch ein reiner Teaser, und angesichts der Kleiderwahl seiner kleinen Film-Tochter (Dakota Fanning) sollte man besser farbenblind sein.
Das ist mein Hauptproblem bei diesen SFX-Spektakeln wie z.B. Jurassic Parc oder Godzilla, bei denen die menschlichen Darsteller eben nicht die Hauptrolle spielen (sollten) und als lückenfüllende Charaktere meistens uninteressant bleiben, weil sie offensichtlich nachträglich drumherum konstruiert wurden: Sicherlich kann man nicht permanent Effekte bringen, doch etwas mehr hätte War of the Worlds gut getan, denn genau diese Erwartungshaltung hat man doch bei den heutigen technischen Möglichkeiten von Film und Kino.
Daß man sogar beides weitestgehend unter einen Hut bringen kann, beweist m.E. 1997 Paul Verhoeven mit Starship Troopers.
Krieg der Welten ist ein gerade noch befriedigender Film mit einem leider abnehmenden Spannungsbogen, der viel besser hätte sein können. Spielberg hätte sich nur entscheiden sollen: Familiendrama oder Science Fiction Action. Geblieben ist eine halbherzige Darstellung einer ziemlich flachen, eindimensionalen Story aus dem Blickwinkel einer zerrütteten amerikanischen Durchschnittsfamilie, die kaum wie das ohnehin nicht sonderlich gelungene Original von 1953 in Erinnerung bleiben wird.
imdb.de:
· War of the Worlds (2005)
War of the Worlds (1953)
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