50. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen 2004

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Intro - Kurz und schmerzvoll

Das nächste A-Festival (zu dieser Kategorie zählt u.a. auch die Berlinale) steht in Kürze an. 50 Lenze zählen die Kurzfilmtage Oberhausen mittlerweile, aber in die Jahre gekommen ist das älteste Kurzfilmfestival der Welt deshalb noch lange nicht. Und ruhiger ist es schon gar nicht geworden, wie Festivalleiter Lars Hendrick Gass auf der Pressekonferenz am 18.März betonte.

So ist auch ein rundes Jubiläum von 50 Jahren für die Alphamännchen der KuFiTage kein Grund, handzahm zu werden. Wie immer bietet man in Oberhausen im Schatten von Gasometer und CentrO dem Kommerz die Stirn und verstört lieber, als zu berieseln. Dieses Konzept hat sich bewährt: Über 5000 Filme wurden eingereicht, 375 schafften es ins Festivalprogramm.

Die Kurzfilmtage sind thematisch und inhaltlich wirklich kein reines Vergnügen. Die Sonderprogramme der letzten Jahre (2002 war es "Katastrophen" als Reaktion auf die Anschläge des 11.Septembers) dokumentieren dies ebenso wie die Wettbewerbsbeiträge (insgesamt 140 in diesem Jahr).

Selbst der auf den ersten Blick mainstreamig wirkende MuVi-Preis streubt sich gern gegen die Konventionen. So sind diesmal paradoxer Weise viele Clips unter den 12 Beiträgen (Bekanntere unter ihnen von "Wir sind Helden" und den "Ärzten"), die länger als zehn Minuten dauern oder gar eine ganze Stunde lang ein Album visuell untermalen.
Auf MTV, VH 1 oder Viva findet diese immer autarker werdende Kunstform kein Forum, im Rahmen der Kurzfilmtage schon. Jedoch auch hier nur im Kontext einer kritischen Reflexion der Gesellschaft.

Das Jubiläumsprogramm ist als Konsequenz auch keine Huldigung des Festivals, sondern eine Rückschau auf 50 Jahre Filmentwicklung. Angela Haardt, selbst Leiterin von 1990-1997 in Oberhausen, hat sich durch Tonnen Material gewühlt, um die Geschichte der bewegten Bilder zu dokumentieren.

Einige dieser filmischen Zeitzeugen sind so alt, dass sie nicht einmal im Rahmen der Pressekonferenz gezeigt werden konnten, um den Verschleiß nicht zu übertreiben. Zudem ist im Handel bereits die Jubiläumspublikation "kurz und klein" erhältlich.

Ein wenig Glamour gibt es dann aber doch. So kommt zur Eröffnungsgala am 29.April im Gasometer sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder angereist, um zu gratulieren.
Aber was interessiert uns Schröder, wenn uns so viele Raritäten, widerspenstige Regisseure sowie Installationen und eine Ruhr-Ralley, mit der die Einwohner Oberhausens mehr in das Festival eingebunden werden sollen, erwarten?

Ein Besuch des Festivals, das in den nostalgisch-schönen, technisch hochmodernen Sälen der Lichtburg in Oberhausen auf der Elsässerstraße ein zu Hause gefunden hat, lohnt sich auf jeden Fall.

Vielleicht grinst Gass nicht andauernd wie ein Honigkuchenpferd und bestimmt zwingen die kurzen Filme in Oberhausen zu einer umso längeren Auseinandersetzung mit dem Gesehenen - aber der Weg des geringsten Widerstands ist oft der ödeste.

In Oberhausen wird sich in der Woche vom 29.April bis 4.Mai 2004 jedensfalls niemand gelangweilt fragen: Sind wir endlich da, kann man's schon sehen, ich muss mal!

  • Informationen zu Karten, Spielzeiten und allem anderen gibt es auf kurzfilmtage.de
  • Oberhausen im Web: oberhausen.de
  • Am 28.April sendet Arte vorraussichtlich ab 22:50 den Themenabend "Kurz und skandalös" als eine "Hommage an die kurze Form"

Wir halten euch auf dem Laufenden!
Dies war der formelle Vorbericht zu den Kurzfilmtagen. Wenn's los geht, hört ihr an dieser Stelle - versprochen - nichts mehr von Statistiken, Sponsoren oder Schröder. Ab dem 29. April werden die Filme im Mittelpunkt stehen und wir berichten direkt "von der Front".