Grindhouse: Planet Terror / Death Proof

Tarantino/Rodriguez-Doppelpack demnächst im Kino

Wie wir spätestens seit einem filmhistorischen Monolog von Jeff Goldblum wissen, findet das Leben immer einen Weg. Nun lehren uns Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, dass auch Kunst äußerst hartnäckig sein kann. Als im letzten Jahr in den USA deren gemeinsames Projekt mit dem für Unwissende verwirrenden Titel Grindhouse startete, frohlockte der deutsche Zuschauer schon ob der ihn erwartenden doppelten Freude. Denn Grindhouse ist der Begriff für abgewrackte, versiffte Bahnhofskinos im Amerika der 1960 und 70er Jahre, in denen billige Filme meistens im Double Feature mit reichlich Sex und Gewalt warben.

Death Proof von Quentin Tarantino - Film, DVD, Video - online bestellen Zu früh gefreut, wie sich herausstellte. Denn das Konzept der Buddies Tarantino und Rodriguez, jeweils einen Exploitation-Film mit luxuriösem Budget zu drehen und als Double Feature in die Lichtspielhäuser zu bringen, wurde nur in der USA umgesetzt. Ob wie unlängst kolportiert nicht Produzenten oder Verleih, sondern gar die Regisseure selbst verhinderten, dass das Doppelpack auch außerhab Nordamerikas in die Kinos kam, ist nun unbedeutend. Denn nachdem sowohl Rodriguez' Planet Terror als auch Death Proof von Tarantino als DVD veröffentlicht wurden, kommen auch wir hierzulande ab dem 3. Juli in den Genuss des echten Grindhouse-Feelings. Inklusive der gefakten Trailer von Eli Roth (Hostel), Edgar Wright (Hot Fuzz) und Rob Zombie (The Devil's Rejects), die zwischen den beiden Filmen für Kurzweil sorgen. Ende gut, alles gut!

Planet Terror von Robert Rodriguez - Film, DVD, Video - online bestellen Doch nun zu den Filmen.

So sehr Quentin Tarantino und Rodriguez die Heroinen ihres gemeinsamen Grindhouse-Projekts auch prügeln, pieksen, penetrieren und qualvoll durch den Mixer drehen, die Botschaft bleibt bei all diesen Exploitation-Zutaten eindeutig: Leg dich nicht mit Frauen an, Mann!

Schon in Kill Bill ließ Quentin Tarantino Uma Thurman ordentlich bluten, bevor er ihr als Ikone der Leinwand Unsterblichkeit verlieh. Death Proof widmet er gleich einer ganzen Horde von schlagfertigen Frauen. Die zweite Hälfte des Films ist dabei ganz um Zoe Bell gestrickt. Kaum einer wird bis dato das Gesicht der mittlerweile berühmtesten Stuntfrau Hollywoods gekannt haben. Ab sofort wird sie für alle Zeiten das Teufelsweib sein, mit der sowohl Frauen als auch Männer Sex haben und gleichzeitig einen Kasten Bier exen wollen. Sie ist diejenige, die Zeus die Eier abschneiden und es sich als Herrin im Olymp der von Quentin Tarantino vergötterten bzw. vergöttlichten Frauen gemütlich machen darf.

Death Proof Soundtrack - online bestellen Doch eigentlich wären alle Miezen, die er in seinem Beitrag zu Grindhouse verheizt, einen eigenen Film wert, denn Tarantinos Charakterschöpfungen von den Protagonisten bis in die kleinste Nebenrolle hinein sind auch hier unerreicht. Wer John Travolta trotz Schwabbelwampe in den coolen Vince Vega aus Pulp Fiction verwandelte oder David Carradine aus der cineastischen Versenkung zerrte, muss einen Blick für Figuren haben, die so weit weg von unser aller Leben sind, dass wir sie gerade deswegen für unglaublich authentisch halten.
In Death Proof gelingt ihm dieses Kunststück mit Kurt Russell, den er den wilden Weibern als tödliche Prüfung auferlegt. Wie Russell alias Stuntman Mike die toughen Girls trotz Narbengesicht von der Straße der Tugend drängt, soll nicht verraten werden.

Zwischen den wirklich deftigen Sequenzen, in denen auch den atemberaubendsten Frauen keine Gnade vergönnt ist, wird in Death Proof wieder ziemlich viel gequatscht. Philosophische Anklänge mischen sich auch bei der Damen-Combo mit Fachsimpelei über Filme, Musik und natürlich Sex. Wer hätte gedacht, dass wir Frauen auch nur Menschen sind? Das Death Proof-Ensemble würde dem dagegen prüde wirkenden Kaffeekränzchen aus Sex and the City nur verächtlich in den Schampus spucken, dreckig lachen und trotzdem vor Sexappeal alle Männerhosen zum Bersten bringen.

Planet Terror Soundtrack - online bestellen Die sexuelle Komponente spielt auch bei dem wesentlich splattriger ausgefallenen Planet Terror eine maßgebliche Rolle. Die Handlung hingegen kann getrost vernachlässigt werden, wenn ein AK-47-Sturmgewehr als praktische Prothese unweit der
paradiesische Freuden verheißenden Körpermitte von Rose McGowan in einen wohlgeformten Beinstumpf gerammt wird. Mit der virtuosen Stimulation besagter Megawumme demonstriert die Heldin aus Planet Terror (außerdem die naive Blondine in Death Proof) daraufhin eine höchst ästhetische und mordseffektive Anwendung jeglicher unnützer Talente einer Stripperin. Bruce Willis ist auch noch irgendwie dabei, ebenso wohl Osama bin Laden, aber wen interessiert das überhaupt bei all den weiblichen Urgewalten, die Tarantino und Rodriguez in Grindhouse Amok laufen lassen?

Neben der Fülle an formellen wie inhaltlichen Referenzen erweitern Planet Terror und Death Proof die mit Sex und Gewalt aufgeladenen Schundfilme, die in den 70er Jahren dem Phänomen Grindhouse einen Namen gaben, um neue Facetten und Spielarten. Gerade Tarantino ist viel zu sehr Autor, um seine Genre-Collage auf eine bloße Hommage zu beschränken. Am allerliebsten zitiert er sich sowieso selbst, und Rodriguez schnetzelt und spritzt noch viel exzessiver, als er dies anno From Dusk till Dawn tat.

Feministinnen werden beide Filme hassen, Emanzen müssten sie eigentlich lieben, genau wie alle Männer dieser Welt, ob sie Frauen nun verehren oder sie zu bloßen Sexobjekten degradieren. Mit der neuen Veröffentlichung von Grindhouse kommt nun endlich zusammen, was zusammen gehört: Zwei geile Filme, die so feste in den Arsch treten, dass ihr danach eure Reste aufsammeln und um einen Nachschlag flehen werdet.

Maxi Braun

official Website: grindhousemovie.net
imdb.com: Grindhouse
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