Kurzfilmtage 2011 Oberhausen - NRW-Wettbewerb

NRW-Wettbewerb

Eine besonders angenehme Überraschung bot diesmal vor allen Dingen der zweite Block des NRW-Wettbewerbs. Alle sechs der aus den 251 Einreichungen ausgewählten Filme konnten mit ihrer ganz eigenen Sicht auf die Welt aufwaten und vermittelten den Eindruck, dass der Nachwuchs in NRW auch überregional noch von sich hören lassen wird.

Die Palette bot einen bunten Mix aus experimentellen, narrativen und dokumentarischen Arbeiten. In die erste Kategorie fällt der Found-Footage-Film A Rock Hudson Dialogue, bei dem der in Pillow Talk als Macho glänzende Mime, der in Wirklichkeit homosexuell war, am Ende sich selbst küssen darf und auf die nervige Doris Day gleich ganz verzichtet wurde. Auch der Gewinner des Wettbewerbs, How to raise the Moon von Anja Struck, versprüht verträumten Charme.

Dokumentarischen Charakter hatte das ironische, aber auch liebevolle Portrait eines Schützenvereins in S.M. Heinzbert, dessen Regisseur Matthias Sandmann auch gleich mit der ganzen Familie angereist war. Auch der zweitplatzierte Beitrag Der Mond ist ein schöner Ort vermittelt abseits von Betroffenheitsquatsch das Bild eines Landes im Umbruch. Bei allen Defiziten zeigt sich Albanien hier durch die Augen eines verdammt coolen kleinen Mädchens als fremd und faszinierend zugleich.

Freunde des Erzählkinos wurden mit Sturmfrei, der den Bruch einer Sandkastenfreundschaft mit Beginn der Pubertät thematisiert und mit Oshima bestens versorgt. Ein Japaner namens Oshima strandet hier mit fürchterlichem Jetlag in einer fremden deutschen Großstadt. Außerdem hat er auch noch ein dickes Trauma im Gepäck und allmählich verliert nicht nur er die Orientierung, sondern auch der Zuschauer weiß nicht, ob er sich noch in der Realität oder einem bizarren Limbus befindet. Mit von der Partie in diesem mysteriös-surrealen Trip sind neben dem bekannten deutschen Schauspieler Devid Striesow (unlängst in Dieter Wedels TV-Zweiteiler Gier) auch Nina Fog und man könnte schwören, dass in einem Cameo die männliche Hälfte von Stefan Raabs Alptraumehepaar „Ingrid & Klaus“ zu sehen ist, was angesichts der Produktion durch die KHM Köln tatsächlich den Tatsachen entsprechen könnte.

Maxi Braun
14.05.2011